ESGENA auf der UEG Week 2024

25. Oktober 2024 durch
ESGENA auf der UEG Week 2024
IVEPA e.V.

Die UEG Week (United European Gastroenterologie Week) fand heuer im Messe Zentrum Wien statt. Die ESGENA (European Society of Gastroenterology and Endoscopy Nurses and Associates) hatte 15 wissenschaftliche Sitzungen im Angebot.

Kolleg*innen des IVEPA Vorstandes waren live dabei, nicht nur als Besucher*innen sondern auch als Vortragende, Tutor*innen und Vorsitzende des Kongresses.


ESGENA-Pflegeprogramm

Eröffnungsvorträge

Gerlinde Weilguny-Schöfl, BSc

Sehr spannend waren die Eröffnungsvorträge mit den Möglichkeiten, die künstliche Intelligenz (KI) / Artificial Intelligence (AI) für die Endoskopie bieten kann. Vom Erkennen pathologischer Läsionen über Lehr- und Lernhilfe bis zu Informationshilfe in sämtlichen Sprachen. Nach dem medizinorientierten KI-Vortrag von A. Maieron folgte eine Präsentation von R. Brunhofer, einem Medien- und Kommunikationsexperten, der sich in einem Video als Avatar vorstellte, welcher mit exakten Lippenbewegungen in unterschiedlichen Sprachen (mehr als 200) einen Text präsentieren kann. In der Endoskopie könnte dieses Tool zum Beispiel zum Erklären der Coloskopie Vorbereitung eingesetzt werden, Avatar könnte eine Pflegeperson der Abteilung sein.


Aus einem umfangreichen Programm, das in zwei Vortragssälen parallel ablief, konnten die Teilnehmer*innen, je nach individuellem Interesse, aus verschiedenen Themenkreisen wählen. Zur Auswahl standen Blöcke zu je eineinhalb Stunden über

  • neue Trends in endoskopischen Techniken und in der Hygiene,
  • Blutstillungs-Techniken
  • Management
  • Ausbildung
  • Tricks für den Alltag

 Neben den Vorträgen mit Endoskopie Bezug gab es je einen Block zum 

  • Rollenbild in der Betreuung von Patient*innen mit CED und 
  • Rollenbild in der Betreuung von Patient*innen mit Lebererkrankungen

Die von Kolleg*innen präsentierten freien Vorträge waren gut besucht. In den Pausen hatten wir Zeit zum Gedankenaustausch mit Kolleg*innen aus ganz Europa. 

Agnes Zaininger

Bei den weiteren Sessions wurden unter anderem wichtige Themen wie die Fehlerkultur, der Umgang mit Komplikationen und aktuelle Themen in der Endoskopie präsentiert.

Meiner Meinung nach ist die Fehlerkultur und der Umgang mit Komplikationen ein sehr wichtiges Thema, denn Fehler können Jedem passieren, doch es liegt an uns, im Team richtig damit umzugehen.




Management

Finden Sie hier eine Zusammenfassung des Vortrags von G. Weilguny-Schöfl „Quiet Quitting in Nursing and Health Care Professions“ aus dem Block „Management - increase staff wellbeing“ 

Quiet Quitting ist ein Begriff, der 2022 auf TikTok viral ging; jedoch kennt man das zugrunde liegende Verhalten bereits viel länger. Es handelt sich dabei um eine „stille Kündigung“, bei der Arbeitnehmer*innen nur das tun, wozu sie aufgefordert werden und nicht mehr als die Stellenbeschreibung vorgibt. Die Gründe dafür sind mangelnde extrinsische Motivation, Unzufriedenheit mit der Organisation und dem Management oder Burnout. Das Verhalten kann einerseits ein „Ausbrennen“ verhindern aber andererseits eine berufliche Entwicklung und die Performance der Abteilung behindern.

Die Prävalenz von Quiet Quitting variiert: Studien zeigen moderate bis hohe Raten von Kündigungsabsichten und verminderter Arbeitszufriedenheit insbesondere im Pflegebereich. Jüngere Generationen legen mehr Wert auf Wohlbefinden, setzen sich aber auch stärker mit globalen Themen auseinander, was ihr Verhalten prägt. Besonders spürbar nach der Pandemie ist der Arbeitskräftemangel im Pflegebereich, da die höhere Arbeitsbelastung zu einer Abwärtsspirale der Unterbesetzung führt. Schlechte Führung und mangelnde Unterstützung seitens der Vorgesetzten werden in Studien als Hauptgründe für Quiet Quitting genannt. Das Management in Krankenhäusern und Abteilungen sollte die veränderten Bedürfnisse der Mitarbeiter*innen besser berücksichtigen, um Quiet Quitting zu verhindern 

In der kommenden Ausgabe der Zeitschrift ProCare ist ein Artikel von G. Weilguny-Schöfl dem Thema Quiet Quitting gewidmet.


Liver Nurses 

Denise Schäfer, BSc

Am Samstag, den 12. Oktober, bot die „Liver Nurse Session“ einen umfassenden Einblick in die erweiterten Rollen von Pflegenden und Gesundheitsberufen sowie deren positiven Einfluss auf die Patient*innen Versorgung. Unter dem internationalen Vorsitz von Sean Connolly (Irland) und Martina Fellinghauer (Österreich) wurden vier herausragende Projekte präsentiert.

Die Session wurde in enger Zusammenarbeit zwischen der European Association for the Study of the Liver (EASL) und der European Society of Gastroenterology and Endoscopy Nurses and Associates (ESGENA) organisiert. Die Kooperation beider Organisationen unterstreicht die wachsende Anerkennung der spezialisierten Pflege in der hepatologischen Versorgung und zeigt den Wert interprofessioneller  Ansätze.

Den Auftakt machte Elisabeth Kletz (Graz) mit ihrem Edukationsprogramm für Transplantationspatient*innen. Das evidenzbasierte Schulungsprogramm ist entscheidend für die erfolgreiche Nachsorge und Früherkennung von Abstoßungsreaktionen. Die fünf Module sollen Patient*innen befähigen, eigenverantwortlich für ihre Gesundheit zu sorgen und so die klinischen Ergebnisse zu verbessern.

Carina Hofer (Linz) präsentierte anschließend die Auswirkungen von Bioimpedanzanalyse und Handgriffstärke auf einer gastroenterologischen Station. Die Diätologin zeigte auf, wie diese Methoden effektiv zur Früherkennung von Mangelernährung und Sarkopenie beitragen. Eine frühzeitige Identifikation ermöglicht gezielte Interventionen und kann wesentlich zur Prävention schwerwiegender Komplikationen beitragen.

Im Anschluss beleuchtete Martina Perezgu (Barcelona) die Rolle von Advanced Practice Nurses im Management der alkoholischen Lebererkrankung. Durch den Einsatz des AUDIT-Tests (Alcohol Use Disorders Identification Test) können Pflegepersonen gezielt den Alkoholkonsum ihrer Patient*innen bewerten und gemeinsam mit dem interprofessionellen Team eine fundierte Entscheidung über geeignete Interventionsstrategien treffen.

Den Abschluss bildete Denise Schäfer (Linz) mit dem EPCI-Projekt (Early Palliative Care Intervention), das darauf abzielt, moralische Belastungen im klinischen Alltag zu verringern, indem palliative Versorgung frühzeitig in den Behandlungsprozess integriert wird. Dies unterstützt nicht nur die Patient*innen in ihrer Krankheitsbewältigung, sondern entlastet auch pflegende Angehörige und fördert die Lebensqualität aller Beteiligten. Pflegepersonen und Mediziner*innen berichteten, dass der frühzeitige Einsatz der Palliativversorgung moralische Belastungen reduziere.

Hands-on-Training

Agnes Zaininger

An verschiedenen Stationen gab es vom 12. – 14. 10 die Möglichkeit Endoskopische Fähigkeiten zu erlernen und zu festigen.

 An jeder Station war ein erfahrener Arzt/ Ärztin und eine erfahrene Pflegeperson. Mit dem Team zusammen wurden endoskopische Eingriffe wie zum Beispiel Polypektomie und Blutstillung geübt. Aber auch speziellere Interventionen wie ESD und ERCP wurden angeboten. Vertreter von verschiedenen Firmen waren anwesend und gaben den Teilnehmer*innen Tipps zu den verwendeten Instrumenten.

Ich glaube die Teilnehmer*innen konnten vom Hands-on-Training sehr profitieren und waren froh darüber, ihre Skills an Modellen festigen zu können.


Poster round

Gerlinde Weilguny-Schöfl, BSc

Im Poster Bereich fanden sich bei der diesjährigen Veranstaltung auch  Einreichungen von Pflegepersonen zu den Themenbereichen Sedierung, CED, Lebererkrankungen und Coloskopie Vorbereitung.


 

"FUN FACTOR"  Abschluss-Session mit Quizz

Ein besonderes Highlight stellte die Abschlusssession mit Quizz und Gewinnchancen dar.


Alles in Allem war das Programm der ESGENA bei der heurigen UEG Week wieder einmal hervorragend. Es war für jeden etwas dabei und man konnte sich viel für den Alltag im Krankenhaus mitnehmen.